Vor kurzem konnten Fotos aus dem Nachlass eines in Tittling stationierten US-Soldaten erworben werden.

Die Aufnahmen aus dem Gefangenenlager wurden vermutlich Ende Mai oder Anfang Juni 1945 gemacht.

 

Foto 1

Zur Orientierung: Links oben ist das Dach des damaligen Raiffeisenbankgebäudes zu erkennen, in der Mitte und hinter dem Wassertank ist der frühere Settelestadel am Bahnhof.
Die gefangenen deutschen Soldaten versammelten sich zuerst auf einem Sammelplatz unterhalb des Bahngleises, dem heutigen Fabrikgelände Altenbuchinger. Hier wurden die Gefangenen identifiziert und überprüft, bevor sie ins eigentliche Gefangenenlager „Insel“ kamen. Anfang Mai 1945 war dieser Platz voll belegt.

 

Foto 2

Unterhalb der heutigen Englburger Straße entstand ein großes Lager für bis zu 15.000 Gefangene. SS-Angehörige und schwer Belastete wurden im Camp II im sog. Haberedergarten untergebracht. Das Lager bestand nach dem Einmarsch der US-Armee am 29. April bis September. Dann wurde es wegen des Ausbruchs von Typhus aufgelöst.

 

Foto 3

Zur Orientierung: Der Fotograf stand auf der heutigen Englburger Straße in der Nähe des Bahnübergangs und blickte Richtung Südwesten. Die Gefangenen waren anfangs auf den Feldern und Wiesen schutzlos der wechselnden, teilweise extremen Witte­rung ausge­setzt. Die Nächte waren oft kalt. Erst ab Mitte/Ende Mai wurden Zelte errichtet, in denen mehrere Gefangene untergebracht waren.

 

Foto 4

Arbeitseinsatz für gefangene deutsche Soldaten in Höhe des ehem. Raiffeisenlagerhauses Rechts ist der Einschnitt der ehem. Bahnlinie. Die Gefangenen im Vordergrund sägen an einem Brett, wahrscheinlich für eine Schalung. Links ist ein Sandhaufen und ein Sieb. Alles deutet auf Bauarbeiten zur Errichtung der Fundamente für einen Wachturm am nordöstlichen Eck des Lagers hin.

 

Foto 5

Die Schlafstellen reichten bis zur heutigen Erlenstraße, die zwischen den Anwesen Groll und Reichmeier beginnt (damals Waginger und Köberl, Bildmitte rechts). Am Anfang des Maseringer Bachs verrichten einige Männer ihre Körperpflege. Für die Anzahl der vielen Gefangenen war der Wasserlauf bei weitem nicht ausreichend. Rechts im Vordergrund sind Latrinen, die für alle Gefangenen reichen mussten.

 

Foto 6

Dieses Luftbild zeigt die Belegung von Camp I am 14. Mai 1945. Der Kernbereich mit den Schlafstellen war etwa 29.000 m² groß. Er reichte im Norden bis zur Englburger Straße beim ehemaligen Bahnübergang und im Süden bis zur heutigen Erlenstraße. Im Westen reichte er bis einschließlich des Anwesens Erlenstraße 16. Die Anzahl der Gefangenen lag zu diesem Zeitpunkt bei über 10.000 Personen. Der Bereich von Camp II für SS-Angehörige südlich des Maseringer Bachs ist nicht mehr im Bild.

HZ 2023