Kopfleiste der Erstausgabe

Tittling und das Dreiburgenland bekommen im Jahr 1929 eine eigene Zeitung


Vorbemerkung

Verschiedene Ausgaben des Grafenauer Anzeigers aus früherer Zeit sind im Online-Archiv des Landkreises Freyung-Grafenau unter  www.frg-archive.de/grafenauer-anzeiger-in-monaten/ eingestelt. Dort finden Sie auch folgende Ausgaben des Tittlinger Waldboten: 1. Halbjahr 1932, Jahrgang 1933 und die Monate September bis November des Jahres 1935. Die Ausgaben des Tittlinger Waldboten und des Grafenauer Anzeigers waren ab Mitte 1932 nahezu gleich.
Tittling im Februar 2016, Herbert Zauhar

Max Peinkofer, der große Erzähler und Heimatforscher, hat in seinem Roman „Das Pandurenstüberl“ seiner Heimatgemeinde Tittling – im Buch „Asenbaum“ genannt – ein literarisches Denkmal ge­setzt. In den einzelnen Abschnitten gewährt er Einblicke in das Leben und die Heimatgeschichte ei­ner Marktgemeinde im südlichen Bayerische Wald.
Unter der Überschrift „Das Wochenblatt“ be­schreibt er die emsige Arbeit des Tobias Bauer, Buchdruckereibesitzer, Verleger und Redakteur des „Asenbaumer Wochenblatts“ und die Freuden,
aber auch Sorgen mit seiner kleinen Lokalzeitung.

Hans Treichler und Carl Reisinger – wagemutig in schwierigen Zeiten
Wie in allen Kapiteln in diesem Roman, gibt es auch hier einen realen Hintergrund.
Der „Tobias Bauer“ hieß im richtigen Leben Hans Treichler, und war tatsächlich Buchdruckereibe­sitzer, Verleger und Redakteur der Lokalzeitung mit dem Namen „Tittlinger Waldbote“.
Hans Treichler, geboren 1890 in Hollfeld/Ebermannstadt, kam 1923 von Deggendorf nach Tittling, wo er im von den Eheleuten Aigner (vormals Kapfhammer, später Dorfmeister) angemieteten Haus neben der Kirche (Herrenstraße 1, heute Schreibwa­ren Dorfmeister) ein Schreibwarengeschäft und eine Buchdruckerei (Ansichtskartenverlag, Sterbebilder, Einladungen usw.) betrieb.
1929 war er Mitbegründer der Lokalzeitung „Tittlinger Waldbote“, in der er auch nach Mitte 1930 (ab da Druck im Hause Morsak, Grafenau) bis zum 1. Oktober 1932 als „Annahmestelle“ aufgeführt wird.
Er starb unerwartet Mitte
Juni 1955 im Alter von 65 Jahren. Bei seiner Todesnachricht in der PNP wird er als „Freund des Fußball-Clubs“ und als überall beliebter, gutmütiger und hilfsbereiter Geschäftsmann und Mitbürger bezeichnet. Er hinterließ seine Ehefrau Anna und zwei Töchter.
Der Verstorbene wurde in seine Heimatstadt Deggendorf überführt und dort auf dem Friedhof zur letzten Ruhe gebettet.
Hans Treichler und sein Freund Carl Reisinger, der früher Geschäftsführer bei der Firma Sedlmayr am Marktplatz war und und zwi­schenzeitlich eine eigene Eisenhandlung in der Herrenstraße ge­gründet hatte, suchten wegen der sich ständig verschlechternden Wirtschaftslage nach einer neuen Einnahmemög­lichkeit. Mit der am 26. Oktober 1929 erstmals erschienenen Zeitung „Tittlinger Waldbote“ erhofften sich beide zusätzliche Einnahmen aus dem Zeitungsverkauf und den Inseraten. Es war für die Herausgeber wohl mehr als beunruhigend, dass am Vortag der ersten Ausgabe des Tittlinger Waldboten der massenweise, panikartige Verkauf von Aktien an der New Yorker Börse den US-Aktienmarkt zu­sammenbrechen ließ. Dieser „Schwarze Freitag“ führte in der Folge weltweit zu massivsten Krisenerscheinun­gen, die unter dem Begriff „Weltwirtschaftskrise 1929“ in die Geschichte eingingen.
Carl (Karl) Reisinger, geboren 1900, stammte aus Haidenhof/Passau und war vorher Geschäftsführer bei der Fa. Nikolaus Sedlmayr im Geschäftshaus am Tittlinger Marktplatz (Settele, heute Optik Hahn). Er machte sich bald als Eisenhändler selbständig.
Er gründete 1929 mit seinem Freund Hans Treichler die Lokalzeitung „Tittlinger Waldbote“. Ende der ersten Jahreshälfte 1930 endete die Partnerschaft und Freundschaft der beiden. 1932 musste er aus wirtschaftlichen Gründen seine Eisenhandlung aufgeben.
Reisinger zog später nach Weg (Gemeinde Neukirchen v. W.), wurde nach dem Krieg Rauchwarenvertreter und starb 1969 nach einem Verkehrsunfall in Schärding.Carl Reisinger war verheiratet mit der in Loizersdorf geborenen Karolina Hofbauer und hatte drei Kinder.

Die Anfänge der Zeitung in der Tittlinger Herrenstraße
Im Keller des Wohnhauses des Carl Reisinger, dessen Frau die heutigen Anwesen Herrenstraße 13 (früher Hausinger, heute Höltl) und 15 (heute Edenhofer) im Jahr 1926 von der Witwe Karolina Ei­mannsberger, ihrer Tante, übergeben bekommen hatte, wurde in wochen­langer Vorbereitung eine große Druckmaschine eingebaut und alle sonstigen Vorbereitungen getrof­fen. Im Nachbarhaus, einem an­gebauten Stadel (heute Herrenstraße 15, Edenhofer), war die Eisenhandlung untergebracht.
Als Fachmann und Organisator für die Zeitungsherausgabe wurde Karl Meng, der „aus dem Nor­den“ kam, eingestellt.
Karl Meng, Redakteur „aus dem Norden“, von Hans Treichler und Carl Reisinger als „Fachmann“ für die Herstellung der Lokalzeitung „Tittlinger Waldbote“ engagiert, „verschwand“ lt. Pfarrer Michael Arbinger Mitte 1930 wieder;
neuer Wissensstand: Karl August Meng wurde 1906 in Niederlamitzerhammer, damals Ge­meinde Niederlamitz, heute Gemeinde Kirchenlamitz/Fichtelgebirge (Landkreis Wunsiedel) geboren.
Bei seiner Heirat im November 1930 in Tittling wurde als sein Wohnort das kleine Städtchen Buttstädt/Thüringen und als Beruf Schriftsetzer angegeben.
Er heiratete die Geschäftsinhaberin Therese Kubitschek aus der Herrenstraße 6 (heute Schefbeck). Im März 1946 verstarb Karl Meng in Hardisleben bei Buttstädt/Thüringen.

Der Eisenwarenlehrling Matthias Söldner lernt das Zeitungsdrucken

Der im Jahr 2008 im Alter von 94 Jahren verstorbene Matthias Söldner war 1929 Lehrling in der vor der Weltwirtschaftskrise gut gehenden Eisenhandlung, in der auch Küchenherde verkauft wurden. Als sich der Geschäftsgang verschlechterte und mit der Lokalzeitung ein weiteres Standbein geschaffen werden sollte, bekam der 15-jährige Söldner neue, von ihm als inter­essant bezeichne­te Aufgaben zugeteilt.
Er musste ab der ersten Zeitungsausgabe die gedruckten Seiten fal­ten. Dabei wurden die Zeitungs­bögen bis zu einem Anschlag aufgelegt und mit einem Lineal glatt gestrichen. Später lernte ihm der fachkundige und routinierte Karl Meng das Setzen der Texte, so­dass dann Meng und er den Lokal­teil gemeinsam setzten. Dabei musste Buch­stabe für Buchstabe in einer „Schale“ gesetzt werden.
Ein Probedruck wurde angefertigt und durch­gesehen. Bei notwendi­gen Korrekturen mussten die Buchstaben einzeln mit einer Pinzette ausge­wechselt werden, was nicht ganz einfach war. Nach dem Druck der Seiten wurden die einzelnen Buchstaben wieder entnomm­en, einsortiert und immer wieder verwendet.
Der überregionale Teil wurde als Druckvorlage von einem größeren Zeitungsverlag als sog. Mater (Pappform mit negativ eingeprägtem Schriftbild) geliefert, die dann vor Ort mit Blei ausgegossen wurde.

Die Erstausgabe der Zeitung am Samstag, 26. Oktober 1929

Die erste Ausgabe, von den Herausgebern mit dem Zusatz „Probenummer“ versehen, erschien am Samstag, den 26. Oktober 1929. Die Ausgabe hatte wie die späteren Ausgaben vier Seiten. war im Format DIN A 3 aber etwas kleiner.
Im Artikel „Zum Geleit“ teilten Verlag und Schriftleitung den sicher neugierigen Lesern ihre Grün­de zur Herausgabe dieser anfangs einmal wöchentlich erscheinenden Lokalzeitung mit.
Man wollte ein kleines Wochenblatt sein und sich „nicht erkühnen, große und alteingeführte Tages­blätter verdrängen oder ersetzen zu wollen“. Vielmehr sollten die Geschehnisse und Verhältnisse der engeren Heimat besonders berücksichtigt werden. Das Blatt sollte ein „beredter Verkünder“ der Schönheit des Dreiburgenlands sein und zu einem zeitgemäßen Aufschwung beitragen.
Man wollte sich in Streitfragen nicht einmischen, sondern „dem Frieden und der Eintracht dienen und dabei gut bayerisch, gut deutsch und gut christlich sein“.
Die Herausgeber wollten den Lesern allwöchentlich Freude in die Stube bringen.
Als Gegenleistung ersuchte man um Bestellung des Waldbo­ten und Weiterempfehlung, um Mitteilung von Geschehnissen und besonders um Aufgabe von „Anzeigen aller Art“.
Es wurde um Adressen gebeten, damit man eine Probenummer an Kinder und Verwandte „irgendwo in der Welt draußen“ schicken könne.

So geh' denn hinaus, jugendfrischer „Tittlinger Waldbote“, bring allen Häusern unseres Dreibur­genlandes viel gute Nachrichten und unsern Gruß und schau, daß sie dir alle gerne und oft Einlaß gewähren!
Tittling, im Oktober 1929,Verlag und Schriftleitung“
Neben einer Bekanntmachung des 1. Bürgermeisters Johann Habereder zum Volksbegehren „Freiheitsgesetz“ wurden auf der ersten und zweiten Seite unter der Überschrift „Politische W
ochenrundschau“ verschiedene politische Probleme der damaligen Zeit aufgegriffen.
Auf Seite 2 gab es die für die Leser sicher besonders inter­essanten Meldungen unter „Lokales“:
- Aufgebot des Steinhauers Johann Berndl aus Tittling und der Dienstmagd Kreszenz Fuchs aus Eging
- Bildungstag der „Reichszentrale für Heimatdienst“
- Der Turnverein i
st nach langjähriger Pause wieder zum Leben erwacht, die sehr schöne Turnhalle ist im „Brauhause“ des Gasthofs zur Post (Grafenschlößl).
- Der Liederkranz hat unter seinem neuen Dirigenten, Herrn Kooperator Sigl mit den Übungsstunden begonnen.
- Zu einem Wiedersehen mit dem von Tittling nach Regen versetzten Kooperator Edermanninger unternahmen der Veteranen-, Burschen- und Jungbauernverein einen Ausflug, an dem auch dessen Nachfolger in Tittling
  Kooperator  Edhofer  teilnahm.
- Geworben wird für das gemeindliche Volksbad, das über drei Wannen- und drei Brausebäder verfügt und preislich äußerst günstig ist.
- Der allseits beliebte und durch seinen unverwüstlichen Humor bekannte Sumperer Sepp (Söldner) feierte mit seiner Gattin die Silberne Hochzeit in der Weißbierbrauerei Hausinger.
- Im Bahnhofsgelände wurden zwei neue Gleise verlegt. Bemängelt wurde das Fehlen eines Bahnhofsgebäudes, einer ordentliche Beleuchtung und einer Abortanlage.
- Der Personenzug von Tittling nach Fürstenstein entgleiste im sog. Buchet.
- Ohne Namensnennung wurde von einer „Trauung mit Hindernissen“ berichtet. Wegen vergessener Papiere konnte die Ziviltrauung erst am Abend durchgeführt werden, was der Feierstimmung aber keinen Abbruch tat.
- Dann folgte der Kirchenanzeiger der Pfarrei Tittling für die Zeit vom Sonntag, 27. Oktober bis zum Allerseelensonntag, 3. November und Hinweise auf besondere Regelungen für Allerheiligen und Allerseelen.

Sehr umfangreich war bei der ersten Ausgabe die Werbung auf den Seiten 3 und 4. Es warben:
- Josef Steinbügl für Bekleidung und Stoffe unter dem Motto „Der Winter kommt!“
- Markus Hausinger, „Trinkt Tittlinger Perle aus der Weißbierbrauerei, das beste und bekömmlichste Weizenbier“
- Michael Binder, vormals Raster, Herren- und Damenstoffe, Weiß- und Wollwaren
- Vereinslichtspiele des Kath. Burschenvereins im Haberedersaale, Film „Stolzenfels am Rhein“ mit Deulig-Wochenschau und Beiprogramm
- Gasthof zur Post, Hans Haushofer, Einstandsfeier mit Konzert
- Josef Behringer, Witzmannsberg, letztes Märzenbier
- Reichsverband deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener, Ortsgruppe Tittling, wichtige Versammlungen in Fürstenstein und Thurmansbang
- Eigenwerbung des Tittlinger Waldbo­ten mit Bestellzettel für den Monat November
- auf Seite 4 ganzseitig: Wilhelm Weishäupl's Nachfolger, Inhaber Albert Berger, Kaufhaus, umfangreiche Herbst-Angebote an verschiedensten Stoffen
In späteren Ausgaben war der Umfang der Inserate deutlich geringer.
Man kann sicher sein, dass an diesem Oktoberwochenende 1929 der „Tittlinger Waldbote“ Gesprächsthema Nr. 1 in Tittlings Wohnhäusern, beim Kirchgang und an den Stammtischen der Gasthäuser war.

Die Auflagenhöhe der Zeitung
Die genaue Auflagenhöhe in dieser Anfangszeit ist nicht mehr bekannt. Eine Druckauflage unter 200 Exemplaren dürfte eine realistische Annahme sein. Erst für den Monat Januar 1934 liegt mit 250 gedruckten Exemplaren eine gesicherte Zahl vor. Mitte 1935 waren es 280, im Dezember 1935 wurden 285 Exemplare gedruckt. Bei der Auflagenhöhe muss man das kleine Verbreitungsgebiet
und die geringere Einwohnerzahl der Gemeinden gegenüber heute (Tittling hatte damals rund 2.650 Einwohner) berücksichtigen.
Außerdem hatte der Tittlinger Waldbote mit der seit acht Jahrzehnten existierenden Donau-Zeitung aus Passau einen mächtigen Konkurrenten.

Die finanziellen Sorgen der Zeitungsherausgeber
Obwohl die Zahl der Leser und Abonnenten lt. Söldner im Laufe der Zeit zunahm, löste die Zeitungsherausgabe nicht die finanziellen Probleme der beiden Herausgeber.
Unter den Folgen der schlimmen Weltwirtschaftskrise litten natürlich auch die potentiellen Leser und Gewerbetreibenden, auf deren Zeitungsanzeigen man dringend angewiesen war.
Die Zeitung konnte einzeln erworben werden oder im monatlichen Abonnement, das aber immer wieder erneuert werden musste. Immer wieder erschien Eigenwerbung für den Bezug der Zeitung und die Nutzung als Werbeträger. Letzteres kein einfaches Unterfangen bei den schlechten wirt­schaftlichen Zeiten.
Insgesamt hatten die Zeitungsherausgeber eine sehr ein­geschränkte Planungssicherheit.
Das Inkasso der Insertionskosten, mit der auch bisweilen der Lehrling Söldner beauftragt war, war nach seiner Schilderung nicht einfach. So beschimpfte ihn die damalige Wirtin der Tittlinger Bahn­hofsrestauration, da sie glaubte, ihre Anzeigenkosten seien schon in den Zeitungsbezugskosten ent­halten bzw. mit diesen abgegolten.

Nach gut einem halben Jahr – die Suche nach einem starken Partner
Die sich ständig verschlechternde allgemeine Wirtschaftslage machte dem Tittlinger Waldbo­ten schwer zu schaffen.
Es waren wohl finanzielle Gründe, dass sich bereits in der ersten Jahreshälfte 1930 die vormaligen Freunde Treichler und Reisinger „zerkriegten“ und der Verlag und Druck des Tittlinger Waldboten unter Beibehaltung des Zeitungsti­tels und der lokalen Gestaltungsmerkmale Mitte 1930 auf den Verlag Morsak in Grafenau übergin­gen. Der Verlag Morsak hatte mit dem schon 1884 gegründeten „Grafenauer Anzeiger“ größere Erfahrungen im Zeitungswesen und bot dem Tittlinger Waldbo­ten bessere technische und logistische Möglichkeiten.

Tittlings Pfarrer Michael Arbinger, einer von vielen Skeptikern?
Der Eintrag des damaligen Pfarrers Michael Arbinger in der Pfarrchronik Mitte 1930 zeigte dessen Skepsis gegenüber dieser Zeitung:
„Im letzten Jahr entstand auch in Tittling eine eigene Zeitung, Tittlinger Waldbote genannt. Die ganze Genossenschaft will mir nicht recht gefallen, zumal auch ein prot. Redakteur (gemeint ist der evangelische Karl Meng) mit im Spiele ist. Sie erscheint wöchentlich 2 mal und kostet monatlich 80 Pfg. Auf die Dauer wird’s kaum gehen. Nach kaum einem halben Jahr hat die hiesige Leitung des Blat­tes finanziellen Zusammenbruch erlebt, der prot. Redakteur ist verschwunden, die Druckerei ist mit der des Grafenauer Blattes in Grafenau vereinigt, Redakteur ist jetzt Kooperator Sigl. Die Zeitung erscheint wöchentlich 5 mal.“

Neuer Schwung durch Kooperator Sigl
Der zitierte Kooperator Sigl war ein rühriger Mann, der bei der Aufnahme der Kaplantätigkeit in Tittling schon 45 Jahre alt war. Durch ihn wurde sicherlich die kirchenfreundliche Grundhaltung der Zeitung, auch noch nach seinem Weggang, stark beeinflusst. Aus späteren Veröffentlichungen im Waldboten sind folgende Ein­zelheiten über ihn bekannt.
Franz Seraph Sigl (* 1884) wurde 1910 in Passau zum Priester geweiht, kam am 1. August 1929 als Koope­rator nach Tittling, wo er bis zum 30. Juni 1932 blieb. Vorherige Einsatzorte waren Mitterskirchen, Neuötting, Pleinting, Thurmansbang, Bodenmais, Kötzting und 10 Jahre lang Zwiesel.
Er wurde überall als guter Seelsorger, der sich auch äußerst aktiv um sozial-karitative Belange kümmerte, beschrieben. Überregional war er als Leiter der karitativen Einrichtungen des Bezirkstags Passau tätig. Politisch engagierte er sich für die Bayerische Volkspartei.
In seiner Tittlinger
Zeit setzte er sich stark für die notleidende Steinindustrie ein, war u. a. Präses des kath. Arbeitervereins, Diri­gent des Liederkranzes, 2. Vorsitzender der wiedergegründeten Waldvereinssektion und ab 1. Juli 1930 Redakteur der lokalen Zeitung „Tittlinger Waldbote“.
Im Januar 1930, also bereits in seiner „Tittlinger Zeit“ wurde er zum Vorsitzenden des Komitees der sog. „Zellertalbahn“ von Zwiesel nach Bodenmais gewählt, deren Realisierung 1928 seinem unermüdlichen Einsatz zu verdanken war.
Zum 1. Juli 1932 wurde Sigl zum Pfar­rer von Büchlberg bestellt, starb aber bereits nach ca. 10 Monaten Pfarrtätigkeit am 29. April 1933 im Alter von 49 Jahren und 3 Monaten an ei­nem Herzinfarkt. Er wurde in seinem Heimatort Beutelsbach bei Aidenbach/Vilshofen beerdigt.

Andere bekannte Redakteure und Berichterstatter
Ein weiterer freier Mitarbeiter war der Tittlinger Geschäftsmann Albert Berger, der aus Augsburg stammte und 1928 das Geschäft des Kaufmanns Weishäupl übernommen hatte. Albert Berger griff besonders in der Rubrik „Rund um den Blümersberg“ gemeindliche Themen und Probleme auf und nahm dazu Stel­lung, was bei den Angesprochenen nicht immer Gefallen auslöste. Das traf sicher auch auf einzelne Artikel anderer Berichterstatter zu. Und wenn solche kritischen Artikel dann noch von einem „Zuogroasten“ stammten, war die Wirkung auf die Alteingesessenen absehbar. Insgesamt war aber der Wunsch nach Ausgewogenheit immer erkennbar.
Um 1932 war
August Forster Berichterstatter, der ab August 1932 auch die Zeitungszustellung übernahm. Er hatte in der Tittlinger Bahnhofsrestauration bei der Wirtin Wagner ein Büro.
Berichterstatter für Tittling war auch der Friseur Alfons Schmidt, deshalb auch „Zeitungs-Schmidt“ ge­nannt. Der Zeitpunkt seiner „Schreibertätigkeit“ ist nicht ganz genau feststellbar. Anfang Mai 1938 wird Alfons Schmidt als zuständig für die Tittlinger Annahmestelle in der „Wohnung gegenüber dem Rathaus“ in der Kopfleiste genannt.
Es gab damals kaum Hinweise auf die Verfasser des Zeitungsartikels. Lediglich Karl Meng, der Redakteur und Schriftsetzer in der Anfangszeit, kennzeichnete einzelne Beiträge mit „me“ oder „m“.
Die Zeitung hatte lt. Söldner auch Berichterstatter in den umlie­genden Gemeinden. Mitte April 1930 wurde von einer Agentur der Zeitung beim Hausbesitzer Josef Aulinger in Fürstenstein berichtet.
Sporadisch erschienen heimatkundliche Beiträge und Wortmeldungen zu Tittlinger Gegebenheiten
von Max Peinkofer.

Der Tittlinger Waldbote in der Weimarer Republik und im Dritten Reich
Insgesamt war der Tittlinger Waldbote in seinem Meinungsbild der Bayerischen Volkspartei (BVP) nahestehend, die von 1919 bis 1933 die stärkste Partei in Bayern war. Sie war an allen Landesregie­rungen beteiligt und stellte zweimal den Ministerpräsidenten. Kooperator Sigl, der Redakteur der Zeitung von 1930 bis 1932, war bekennendes Mitglied dieser bodenständigen, konservativen Partei.
Bis zur erzwungenen sog. „Gleichschaltung“ aller Institutionen und Gesellschaftsgruppen im NS-Staat ab dem Jahr 1933 stand der Tittlinger Waldbote den Ansichten und Aktivitäten der NSD­AP ablehnend gegenüber.
Nach der Gleichschaltung wurden alle Zeitungen im ganzen Reich in ih­rem Meinungsbild vereinheitlicht. Aber auch ab dieser Zeit fanden sich im Tittlinger Waldboten im­mer wieder ausführliche Berichte über kirchliche Ereignisse im Dreiburgenland und Gedanken zu christlichen Festen. Die Lokalberichterstattung blieb meist vom politischen Geschehen ausgespart, abgesehen von Berichten über lokale Partei- und Propagandaveranstaltungen und nationalsozialis­tisch geprägten Feiern.
In der ersten Jahreshälfte 1933 fanden zwei besondere, politisch begründete Ereignisse ihren journalistischen Niederschlag: die gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Kommunisten (notleidende Stein­hauer) und SA-Leuten sowie der SA-Überfall auf Dr. Alois Schlögl. Während das erste Ereignis in den nächsten Wochen immer wieder aufgegriffen wurde, erfuhr die Leserschaft im zweiten Fall nichts mehr über die Hintergründe oder gar Verurteilung der Täter.
Die politischen Themen wurden im Bayern-, Deutschland- und Weltteil oder als besonders hervor­gehobene Artikel behandelt.

Die Lokalmeldungen, die besondere Stärke des Tittlinger Waldbo­ten
Neben den Berichten über das politische und gesellschaftliche Geschehen in Bayern, Deutschland und dem Ausland, den Unterhaltungsbeiträgen und der örtlichen Werbung waren sicher die vielfältige Lokalberichterstattung, die Kirchenanzeiger und die gemeindlichen Bekanntmachungen die besondere Stärke dieser Zeitung.
Bei den „Heimatnachrichten“, die in der Regel nicht mehr als eine Zeitungsseite füllten, weitete sich der örtliche Rahmen im Laufe der Zeit aus. Beim Fehlen von passenden lokalen Meldungen fiel die Rubrik „Heimatnachrichten“ ganz aus. Manchmal wurde das Volumen der Heimatnachrich­ten durch allgemeine gesetzliche und behördliche Regelungen, die unter dem Ortsnamen „Tittling“ bekanntgemacht wurden, künstlich vergrößert.
Die eigentlichen Lokalmeldungen befassten sich meist mit folgenden Themen: gemeindliche und kirchliche Nachrichten, schwere Krise in der Steinindustrie, örtliche Auswirkungen der schlechten wirtschaftlichen Lage, Zwangsversteigerungen, Straftaten, Verkehrswesen, Familiennachrichten, Unglücks-, Krankheits- und Todesfälle, besondere Wetterereignisse, Brände, personelle Veränderungen, Vereinsnachrichten, Veranstaltungen, Termine usw..

Die Lokalmeldungen kamen meist aus folgenden Ortsbereichen:
Oktober 1929 bis Mitte 1930, Herstellung in Tittling
Heimatnachrichten aus Tittling, Witzmannsberg, Fürstenstein, Neukirchen vorm Wald, Saldenburg, Thurmansbang ...

Ab 2. Jahreshälfte 1930, Herstellung in Grafenau
Nun wurde der Lokalteil mit „Heimatnachrichten aus dem Dreiburgenland und Umgebung“ überschrieben. Im Dreiburgenland-Teil wurde jetzt auch über Orte im heutigen Landkreis Passau nördlich der Donau und die Stadt Passau berichtet.
Unter „Umgebung“ gab es weitere Berichte aus dem Bereich des heutigen Landkreises Freyung-Grafenau. Im Laufe der Jahre nahm der Umfang der Nachrichten aus diesem Bereich immer mehr zu.

Ab Dezember 1935, der Tittlinger Waldbote als Ausgabe B des Grafenauer Anzeigers
Unter dem Obertitel „Aus unserer Heimat“ gab es die drei Untergruppen „Grafenau und Umgebung“, „Dreiburgenland“ und „Kleine Heimatnachrichten“. In letztere Gruppe gehörten Berichte aus weiteren Gemeinden der Region.

Ab Januar 1937 bis 5. Mai 1938
Diese Aufgliederung wurde auch nach Zusammenlegen der Ausgaben A und B des Grafenauer Anzeigers im Januar 1937 beibehalten.

Ab 6. Mai 1938
Die Gleichschaltung erfolgte jetzt auch für den Grafenauer Anzeiger. Ab diesem Datum wurde die 1884 gegründete Zeitung abgelöst von der Zeitung „Bayerische Ostmark“ Ausgabe Grafenau, Grafenauer Anzeiger – Tittlinger Wald­bote.
Diese „Einheitszeitung“ im gesamten ostbayerischen Grenzraum hatte am 6. Mai folgenden Lokalteil: Heimatliche Nachrichten aus dem Drei­burgenland (mit der Kopfgrafik wie in früheren Jahren), Titt­ling und Umgebung, Freyung v. Wald und Umgebung, aus Passau und Umgebung, aus Nachbarkrei­sen. Eine weitere Seite war mit „Aus unserer Heimat“ überschrieben und hatte eine Grafik als Kopf­leiste. Hier fand sich die Erläu­terung und Begründung des Endes des Grafenauer Anzeigers und die Ablösung durch die Ausgabe Grafenau der Zeitung „Bayerische Ostmark“. Danach folgten Nachrichten aus Grafenau und Umgebung. Die örtliche Werbung war mit drei ganzen Zeiten auffallend umfangreich.

Weitere Einzelheiten im Überblick
In der Staatsbibliothek München sind alle Ausgaben des Tittlinger Waldboten ab der Ausgabe Nr. 7 von 1929, des Tittlinger Waldboten als Ausgabe B des Grafenauer Anzeigers, des Grafenauer Anzeigers sowie der Zeitung „Bayerische Ostmark, Ausgabe Grafenau“ vorhan­den.
Wie im Vorwort beschrieben, sind einzelne Ausgaben auch online.

1929:
Am Samstag, 26. Oktober 1929 erscheint erstmals der „Tittlinger Waldbote“.
Untertitel:
Heimatblatt für das Dreiburgenland und seine Umgebung, Amtsblatt der Marktgemeinde Tittling
Erscheinungsweise: einmal wöchentlich, jeweils am Samstag mit illustrierter Beilage „Wald und Hei­mat“
Umfang 4 Seiten
Inhalt:
Politische Wochenrundschau, Heimatnachrichten aus dem Dreiburgenland und Umgebung, ge­meindliche Nachrichten, Gesellschaftstage in den Gasthäusern, wöchentlicher Kirchenanzeiger, mo­natliche Fa­miliennachrichten der Pfarrei Tittling (Geburten, Eheschließungen, Sterbefälle), Wetter­vorhersage, Werbung, Fortsetzungsroman, Kommentare und Essays u. a.
mtl. Bezugspreis: bei Postzustellung: 86 Pfg., bei Abholung („bei uns“) 80 Pfg.
Anzeigengebühr: die 5-gespaltene Millimeterzeile 5 Pfg.
Druck, Verlag und Schriftleitung: Hans Treichler in Tittling, Postscheckkonto München -, Tel. 35

1930:
Tittlinger Waldbote
Untertitel:
Heimatblatt für das Dreiburgenland und seine Umgebung, Amtsblatt der Marktgemeinde Tittling
Erscheinungsweise:
bis 27. Juni zweimal wöchentlich, jeweils am Dienstag und Freitag
ab 1. Juli wöchentlich fünf mal (Dienstag bis Samstag)
mtl. Bezugspreis:
bis 27. Juni 92 Pfg. bei Zustellung und 80 Pfg. bei Abholung
ab 1. Juli
durch die Post zugestellt monatlich 1,60 Mk, in Tittling abgeholt 1,30 Mk
Anzeigenpreis: die 6-spaltige Millimeterzeile 5 Pfg.
Inhalt:
1. Halbjahr: Nachrichten aus aller Welt, Deutschland, Bayern, Heimatnachrichten, Wetterbericht, amtliche Bekanntmachungen der Gemeinde Tittling, Kirchenanzeiger, Fortsetzungsroman, Werbung
2. Halbjahr:
Der Verlag blieb bis zur Ausgabe vom 27.06.1930 bei der Buchdruckerei Hans Treichler in Tittling.
Am 31. Mai 1930 wurde den Lesern mitgeteilt, dass es nach einer nicht immer einfachen Aufbaupha­se einen treuen, aber noch nicht allzu großen Anhängerkreis gibt. „Die bisherigen Herausgeber sind zur Erkenntnis gekommen, dass ein nur mit bescheidenen Mitteln ausgestatteter Verlag seinen Le­sern nicht ein Blatt von jener Vollkommenheit zu bieten vermag, wie es die moderne Entwicklung des Zeitungswesens heute erwarten ließe. Darum haben wir Verbindung mit einem leistungsfähigen Verlag gesucht. Unsere Zeitung wird nun im Verlag Otto Morsak, Grafenau, Fernruf: Grafenau 32 hergestellt.
Der „Tittlinger Waldbote“ wird nach wie vor seinen Charakter als Heimatblatt des Dreiburgenlan­des bewahren. Deshalb wurde auch für die Schriftleitung H.H. Franz S. Sigl, Kooperator, Tittling, Fernruf: Tittling 79 gewonnen, der in vollster Hingabe an die Sache unseres Heimatblatts sich alle Mühe geben wird.
Die Geschäftsstelle der Zeitung („Annahmestelle“) wird nach wie vor die Buchhandlung Hans Treichler, Tittling, Fernruf: Tittling 47 sein. Dort kann auch die Zeitung in den ersten Morgenstun­den des Erscheinungstages ausgegeben werden. Hier sind auch Bestellungen, Inseratenaufträge und Mitteilungen für den Zeitungsdienst möglich.“
Außerdem wurde angekündigt, dass der „Tittlinger Waldbote“ am 1. Juli fünfmal in der Woche, außer Sonntag und Montag erscheinen wird.
„Sämtliche bis ½ 6 Uhr abends einlaufende Meldungen werden am nächsten Tag in der Zeitung ver­öffentlicht. Auch kurzfristig angesetzte Veranstaltungen können somit noch angekündigt werden.“
Der Bezugspreis wurde nicht wesentlich erhöht. Ohne die bekannten Zustellgebühren kostete die Zei­tung ab 1. Juli nur 1,30 R-Mk. pro Monat.
Dann folgte ein längerer Aufruf zur Mitarbeit und vor allem am treuen Festhalten an der Heimatzei­tung.
Bereits ab der Ausg
abe am 28.05.1930 wurde Otto Morsak in Grafenau als verantwortlicher Schrift­leiter genannt. Der Druck erfolgte zu diesem Zeitpunkt bereits in der Buchdruckerei Otto Morsak in Grafenau.
Als Verlag wurde noch bis Ende Juni 1930 Hans Treichler, Buchdruckerei, Tittling genannt.
Ab 1. Juli 1930 fungierte Hans Treichler, Buchdruckerei, Tittling nur noch als Annahmestelle (Expe­dient). Telefonisch war die „Annahmestelle“ Treichler in Tittling und Grafenau erreichbar.

1931
Tittlinger Waldbote
Untertitel:
Heimatblatt für das Dreiburgenland und seine Umgebung, Amtsblatt der Marktgemeinde Tittling
Erscheinungsweise fünf mal in der Woche (Dienstag – Samstag)
Inhalt:
Nachrichten aus aller Welt, Deutschland, Bayern, Heimatnachrichten, Wetterbericht, amtliche Bekanntmachungen der Gemeinde Tittling, Kirchenanzeiger, Fortsetzungsroman, Werbung
Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Morsak in Grafenau
Druck: Buchdruckerei Otto Morsak, Grafenau
Annahmestelle: Hans Treichler, Buchdruckerei Tittling
Bezugspreis: durch die Post zugestellt monatlich 1,60 Mk, in Tittling abgeholt 1,30 Mk
Insertionskosten: 5-gespaltene Millimeterzeile 5 Pfg.

1932
Tittlinger Waldbote
Untertitel:
Heimatblatt für das Dreiburgenland und seine Umgebung, Amtsblatt der Marktgemeinde Tittling
Erscheinungsweise:
bis 01.07. fünf mal in der Woche (Dienstag – Samstag)
ab 03.07. täglich außer Sonn- und Feiertagen
Inhalt: Nachrichten aus aller Welt, Deutschland, Bayern, Heimatnachrichten, Wetterbericht, amtliche Bekanntmachungen der Gemeinde Tittling, Kirchenanzeiger, Fortsetzungsroman, Werbung, ab Ende Mai Unterhaltungsseite „Weißblauer Galgenhumor“ und Witze
Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Morsak in Grafenau
Druck: Buchdruckerei Otto Morsak, Grafenau
Annahmestelle: Hans Treichler, Buchdruckerei Tittling
Änderung bezüglich der Annahmestelle ab 4. Oktober: nunmehr August Forster, Bahnhofsrestaura­tion, Tittling
Bezugspreis:
bis 01.07. durch die Post zugestellt monatlich 1,60 Mk, in Tittling abgeholt 1,30 Mk
ab 03.07. durch die Post zugestellt monatlich 1,56 Mk, in Tittling abgeholt 1,20 Mk (jetzt billiger, obwohl jetzt auch Ausgabe am Montag)

1933
Tittlinger Waldbote
Untertitel:
Heimatblatt für das Dreiburgenland und seine Umgebung, Amtsblatt der Marktgemeinde Tittling
erschien täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage (6 Ausgaben/Woche)
Bezugspreis: durch die Post zugestellt monatlich 1,56 Mark, in Tittling abgeholt monatlich 1,20 Mark
Umfang wechselnd: 4 oder 6 Seiten
Inhalt:
Der bisherige Inhalt wird erweitert um eine „Toten-Tafel“ der Gefallenen des 1. Weltkriegs aus Stadt und Bezirk (Landkreis) Grafenau.
Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Morsak in Grafenau, Druck: Buchdruckerei Otto Morsak in Grafenau. Annahmestelle: August Forster, Bahnhofsrestauration in Tittling
Ende Oktober 1933 gab es Streit zwischen dem Verlag und Forster. Dieser schied aus. Johann Kölbl übernahm dessen Aufgabe, die Zeitung pünktlich zuzustellen.

1934
Tittlinger Waldbote
Untertitel:
Heimatblatt für das Dreiburgenland und seine Umgebung, Amtsblatt der Marktgemeinde Tittling Amtsblatt bis zum 5. August, danach nicht mehr mit diesem Hin­weis, sondern stattdessen „Wirksamstes Anzeigenorgan“
In den letzten Monaten gab es kaum noch amtliche Tittlinger Veröffentlichungen, jedoch solche aus dem Raum Grafenau.
erschien täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage
Bezugspreis: durch die Post zugestellt monatlich 1,56 Mark, in Tittling abgeholt monatlich 1,20 Mark
Inhalt: Die seit 1933 in allen Lebensbereichen eingeforderte bzw. erzwungene „Gleichschaltung“ mit den Zielen des NS-Staats galt nun auch lückenlos für den Tittlinger Waldboten.
Auflage Januar 1934: 250 Exemplare
Aufgrund neuer rechtlicher Grundlage w
urde Anfang des Jahres als verantwortlicher Schriftleiter Otto Morsak in Grafenau aufgeführt.
Druck: Buchdruckerei Otto Morsak in Grafenau. Annahmestelle: Bahnhofsrestauration in Tittling
Anfang März 1934 bis (mindestens Mitte August) wurde wieder, rückwirkend zum 1. Januar 1934 Paul Hopf aus Grafenau als Schriftleiter und alleiniger Inhaber des „Dreiburgen Verlag“ genannt.

1935
Tittlinger Waldbote
Untertitel:
Allgemeines Heimatblatt für das Dreiburgenland und Umgebung, Wirksames Inserationsorgan
erschien täglich, außer an Sonn- und Feiertagen, kostete monatlich einschließlich Postzustellgebühr 1,56 Mk (ab 1. August 1,71 Mk), in Tittling abgeholt 1,20 Mk (ab 1. August 1,35 Mk)
Anzeigengrundpreis: Im Inseratenteil die einspaltige Zeile 1 mm Höhe und 46 mm Breite 2 Pfg.
Im Reklameteil: in 1 mm Höhe und 90 mm Breite 6 Pfg.
„Der Tittlinger Waldbote und der Grafenauer Anzeiger haben gemeinsamen Inseratenteil.“
Annahmestelle: Bahnhofsrestauration Tittling
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Hauptschriftleiter Otto Morsak, Grafenau
Letzte Ausgabe unter dem Namen „Tittlinger Waldbote“ - Samstag, 30. November 1935
ab 1. Dezember 1935 neue Bezeichnung:
Grafenauer Anzeiger, Ausgabe B, Tittlinger Waldbote, Allgemeines Lokalblatt für das Dreiburgen­land und Umgebung – Der schon im Jahr 1884 von Carl Morsak gegründete „Grafenauer Anzeiger“ ist Ausgabe A.
Die Bezugspreise blieben gleich, eine Einzelausgabe kostete 10 Pfg.
Auflage Juni 1935: 280 Exemplare, Dezember 285 Exemplare, A und B zusammen 1.667 Exempla­re
Die Inseratsko
sten wurden angehoben. Annahmestelle war weiterhin die Bahnhofsrestauration Titt­ling.
Ab 22. Oktober 1935 wurde die bisherige Zustellung der Zeitung am Nachmittag auf „jeden Tag um 8 Uhr früh“ umgestellt. Postabonnenten konnten die Zeitung ab 8.00 Uhr bei der Post abholen. Die Orte Neukirchen Ruderting, Kalteneck usw. erhielten die Zeitung bereits mit der Frühpost.

1936
Grafenauer Anzeiger, Ausgabe B – Tittlinger Waldbo­te
Untertitel:
Tageszeitung für den mittleren Bayerischen Wald und den Grenzbezirk
Heimatblatt für Grafenau, Schönberg, Spiegelau, Klingenbrunn, Oberkreuzberg, St. Oswald, Neu-schönau, Rosenau, Innernzell, Schöfweg, Haus, Haselbach, Zenting, Thurmansbang, Saldenburg,
Ortsblatt für das Dreiburgenland
gegründet im Jahre 1884 - (Dies bezog sich auf den Grafenauer Anzeiger, den Tittlinger Waldbo­ten gab es erst ab 1929.)
Hauptschriftleiter und Druck: Otto Morsak, Grafenau
Annahmestelle in Tittling: Bahnhofsrestauration
Gesamtausgabe Grafenauer Anzeiger A und B im Dezember: 1.688 Exemplare
letztmaliges Erscheinen des Tittlinger Waldbo­ten als Ausgabe B des Grafenauer Anzeigers am 31. Dezember 1936

1937
Ende des Tittlinger Waldboten als eigenständige Zeitung.
Ab 1. Januar 1937 (erste Ausgabe am 02.01.) erfolgte die Zusammenlegung der Ausgaben A und B.
Titel: Grafenauer Anzeiger
Untertitel: Tittlinger Waldbote
Tageszeitung für den mittleren Bayer. Wald und das Dreiburgenland und seiner Umgebung
Hauptschriftleiter und Druck: Otto Morsak, Grafenau
Annahmestelle in Tittling: Bahnhofswirtschaft (Frau Wagner)
Die inhaltliche Umstellung fand bereits ab Oktober 1936 statt. Die Meldungen aus dem Dreiburgen­land erschienen nunmehr nicht mehr unter der gewohnten Grafik, sondern unter einem normalen Schriftzug „Dreiburgenland“.

1938
Der Grafenauer Anzeiger erschien am 5. Mai letztmals, inzwischen mit einem Umfang von acht Seiten und einer Auflage von 1.754 Exemplaren. Er wurde ab 6. Mai durch die Zeitung „Bayeri­sche Ostmark“, „Ausgabe Grafenau“, Untertitel: Grafenauer Anzeiger – Tittlinger Waldbote ab­gelöst.
Verlagspostanstalt: Grafenau; Druck und Verlag: Bayerische Ostmarkt GmbH, Bayreuth, Außenstelle Regens­burg; Gerichtsstand Regens­burg
Amtliches Organ der NSDAP, sämtlicher Staats- und Gemeindebehörden des Gaues Bayerische Ostmark
Umfang der Ausgabe vom 06.05.1938: 10 Seiten
Die Zeitung „Bayerische Ostmark“ (Gauverlag Bayerische Ostmark, Bayreuth) mit ihren verschie­denen Bereichsausgaben wurde zur offiziel­len NSDAP-Zeitung im Raum Schweinfurt-Bamberg-Regens­burg-Passau. Alle früheren, selbständigen Zeitungen in der sog. Ostmark wurden ihr im Laufe der Zeit „einver­leibt“. Deren früherer Name taucht allenfalls noch als Untertitel in der Regionalausgabe der offiziel­len Zeitung „Bayerische Ostmark“ auf.

Nach 1945
Nach dem 2. Weltkrieg Wiedergründung am 1 Oktober 1948:GrafenauerInseratenanzeiger für den Landkreis Grafenau und die Orte Hohenau, Perlesreut, Tittling, Fürstenstein“
1949 wurde auf die jetzige redaktionelle Erscheinungsform gewechselt.
Am 1. Januar 1950 unterzeichneten der Herausgeber der PNP Dr. Hans Kapfinger und Otto Morsak, Grafenau eine Kooperation. Danach ging die Zeitung ganz auf die PNP über und wird seitdem als Lokalausgabe der PNP weitergeführt. Der Grafenauer Anzeiger betrachtete sich zu dieser Zeit als Heimatblatt für die Stadt und den Landkreis Grafenau, später als Zeitung für den Landkreis Grafenau.
Heute: „Grafenauer Anzeiger“, Zeitung für den Landkreis Freyung-Grafenau – Niederbayerische Zeitung

Weitere regionale Tageszeitungen im Verbreitungsgebiet Tittling/Dreiburgenland
vor 1945: Donau-Zeitung, Passauer Tagblatt/Passauer Zeitung, Bayerische Ostmark (Passauer Zeitung)
nach 1946:
Passauer Neue Presse, Ausgabe A (ab 1.1946)
Passauer Zeitung (31.03.1950 – 31.01.1951)
Donau-Zeitung (01.12.1952 – 30.11.1953)

Quellen:
Bayerische Staatsbibliothek München
verschieden Kopien des Tittlinger Waldbo­ten, des Grafenauer Anzeigers und der Bayerischen Ostmark, Ausgabe Grafenau
Gemeindearchiv Tittling, Originalausgaben des Tittlinger Waldboten
Pfarrchronik Tittling
mündliche Überlieferungen und Auskünfte verschiedener Standesämter
Tittlinger Markt und Land, Dorfmeister, Tittling, 2000
Passauer Neue Presse

Für das Gemeindearchiv Tittling erstellt von Herbert Zauhar, 2009/2016