
Südansicht von Tittling um 1901. Anfangs gab es normale Fotos auf den Ansichtskarten. Aber schon bald "verschönerten" die Verlage die Bilder oder vergaben Aufträge an Künstler. Ein schönes Beispiel ist diese farbige Ansichtskarte. Die Ortsansicht aus Richtung Süden mit dem Ortsteil Insel im Vordergrund ist von einem reich verzierten Rahmen umgeben. Die farbigen Häuser des Ortes lassen die oft graue Realität vergessen.
Die Zufahrt aus Richtung Passau erfolgte damals über die "Insel". Die beiden Anwesen Waginger (heute Reichmeier) und Köberl/Neumeier (heute Groll) sowie eine Kapelle waren damals in diesem Bereich die einzige Bebauung. Die Karte erschien im Verlag Josef Machhaus, Tittling.

Tittling von Süden um 1900. Ein Goldaufdruck auf den Dächern soll die Illusion von Sonnenschein erzeugen. Hinter dem Blümersberg geht in künstlerischer Freiheit die goldene Sonne auf.
In der damaligen Zeit boomten die Ansichtskarten. Erstmals konnten Bilder aus der Heimat an Freunde und Bekannte versandt werden. Reisende, Touristen, Internatsschüler und hier tätige Dienstboten schickten Grüße nach Hause. So verwundert es nicht, dass es von Tittling, Englburg, Fürstenstein und Saldenburg eine Vielzahl von historischen Ansichtskarten gibt.
Beachtlich ist die kurze Laufzeit der Ansichtskarte: In Tittling am 9. September 1900 zwischen 16.00 Uhr und 17.00 Uhr aufgegeben, Ankunft in München bereits am nächsten Tag zwischen 9.00 Uhr und 10.00 Uhr vormittags. Die Karte erschien im Verlag Josef Machhaus, Tittling.

Tittling und die Weißbierbrauerei des Markus Hausinger um 1900.
Die älteren Tittlinger kennen auch heute noch den Namen "Weißbräu" für den "Tittlinger Hof" (heute "Filou"). Hier gründete Markus Hausinger Ende des 19. Jahrhunderts eine Weißbierbrauerei, die bis zum Beginn des 2. Weltkriegs in Betrieb war.
Der Ansichtskartenverlag hat hier eine Zusammenarbeit mit einem örtlichen Betrieb gesucht, was damals öfter geschah.

Eine zeichnerische Darstellung von R. Scheibenzuber im Jahr 1899. Der in Tittling geborene Heimatschriftsteller Max Peinkofer (1861 - 1963) hat in seinem auch heute noch lesenswerten Roman "Das Pandurenstüberl" das Leben in seinem Heimatort Tittling um die Jahrhundertwende (im Roman "Asenbaum" genannt) liebevoll beschrieben. Auch Scheibenzuber stellt das örtliche Leben von seiner schönen Seite dar.

Gruß aus Tittling um 1898. Die blaugraue Farbe der Ansichtskarte und der eingezeichnete Vollmond über dem Blümersberg suggerieren eine Nachtaufnahme bei Mondschein. Die Postbeförderung war in der damaligen Zeit bemerkenswert schnell: abgestempelt in Tittling am 4. Oktober 1898 zwischen 4 und 5 Uhr in der Frühe, in den Morgenstunden mit dem Pferdefuhrwerk nach Passau (Ankunft zwischen 8 und 9 Uhr) und Postankunft in Vilshofen am gleichen Tag (!) zwischen 1 und 2 Uhr nachmittags.
Zur damaligen Zeit wurde die Post am Absendeort, Empfangsort und gegebenenfalls bei Zwischenstationen abgestempelt.
Auch der Text lässt Rückschlüsse über das damalige Leben zu: "Liebs Reserl. Hier siehst Du den Ort meines jetzigen Wirkens. Jetzt habe ich viel Arbeit mit der Winterware. Bin froh, vergeht doch die Zeit ein wenig rascher. Es grüßt Dich Deine alte Freundin Marie"