
Ortsansicht von Tittling vor 1906. Die zeitliche Zuordnung ergibt sich aufgrund der baulichen Situation in diesem Bereich. Bei der Abzweigung der Straße nach Kalteneck – Hauzenberg lassen ein Schotterhaufen und ein Arbeiter auf Ausbesserungsarbeiten im Einmündungsbereich schließen. Mit dem Bau der Bahnlinie wurde noch nicht begonnen, auch das heutige Willmerdinger-Anwesen an der Passauer Straße wurde erst im Jahr 1906 errichtet. Am heutigen Standort des früheren Penny-Markts (heute Pizzeria) war der sog. Siebenhasener Weiher. Das Wasser des Weihers durfte, wie auch anderswo üblich, zu geregelten Zeiten zur Bewässerung der Wiesen und Felder genutzt werden. Das Feuchtgebiet wurde beim Bau der Bahnstrecke durchschnitten. Die Flächen südlich der Baulinie wurden landwirtschaftlich genutzt.

Tittling auf einer Zeichnung um 1909. Die um diese Zeit erstmals verkehrende Motorpost fährt an der Abzweigung nach Kalteneck vorbei Richtung Passau. In der Ferne grüßen die Englburg und Fürstenstein. Links im Vordergrund sind die Häuser im Bereich „Insel“ zu sehen, vorne in der Bildmitte ein 1906 von Johann Habereder erbautes Haus (heute Willmerdinger). Auf dem Blümersberg stand damals eine Kreuzigungsgruppe.

Der Marktplatz in Tittling um 1909. Die Ansichtskarte, auf der rechts das "Gasthaus und die Metzgerei von Josef Hausinger" zu sehen ist, wurde im August 1909 nach Vermont (USA) geschickt. Der Schreiber berichtet von seiner Reise, die ihn von Wien über Passau nach Tittling mit der abgebildeten Motorpost geführt hat. Die Weiterreise war über Straubing nach Regensburg geplant. Tittling war offensichtlich schon damals eine Reise wert.

Die Motorpost löst die Postkutsche ab. Der Künstler hält dieses Ereignis vor dem Gasthof zur Post fest. Auf der Zeichnung aus dem Jahr 1908 sieht man links die in diesem Jahr erstmals verkehrende Motorpost auf der Linie Passau - Tittling - Schönberg. Rechts steht eine Postkutsche ohne Pferde und ein trauriger Postillion, Symbol einer zu Ende gehenden Epoche. Am Gebäudeeingang weist ein Schild auf das Postamt hin, das rechts im Erdgeschoss des Gasthofs untergebracht war. Hochbetrieb herrscht im Biergarten. Das zu diesem Gasthof gehörende Braurecht wurde 1918 an die Schlossbrauerei Haselbach verkauft. Die Karte erschien im Verlag Hans Pernat, München.

Der Marktplatz mit dem "Brunnkorb" um 1908.
Diese schöne Ansichtskarte hat der Gefreite Max Peinkofer am 28. März 1917 als Feldpost von Grafenwöhr nach Regensburg abgesandt. Max Peinkofer (geb. am 22.09.1891 in Tittling, gestorben am 06.05.1963 in Zwiesel, beerdigt in Bischofsmais) hat in seinem Erzählband "Der Brunnkorb" dem Tittlinger Marktbrunnen ein literarisches Denkmal gesetzt. 1951 ernannte ihn die Marktgemeinde Tittling zum Ehrenbürger. Auch eine Straße ist nach ihm benannt. Seit einigen Jahren steht ein Denkmal am Rande des Marktplatzes, nahe am früheren Standort des Brunnkorbs. Der Fahrverkehr ging damals rechts am Brunnen vorbei, entlang des Gasthofs Lindlbauer (heute Passauer Hof) und am Geschäft Machhaus (heute Dreiburgenapotheke) vorbei. 1938 musste der beliebte Treffpunkt von Jung und Alt dem Straßenausbau weichen.
Die Karte erschien im Verlag Felle, Isny, der viele schöne, künstlerisch gestaltete Ansichtskarten erstellt hat.
Die Karte befindet sich in Privatbesitz.